Dienstag, 1. Mai 2007

Augrabies Roadtrip

TAG 1

Freedom Day, der Tag der Freiheit der Südafrikaner sowie der 1. Mai, der Tag der Arbeiter treffen hier in SA so schön zusammen, dass wir uns ein fünftägiges Wochenende nehmen. Natürlich lassen wir uns die Chance nicht entgehen und nehmen einen weiteren Road Trip in angriff. Unser Ziel: Die Augrabies Wasserfälle im Northern Cape in der Nähe von Namibia.

Unsere erste Etappe führt uns von Kapstadt aus nordwärts bis nach Springbok. Nach einem zeitigen Frühstück heisst es erstmals sprintartig von der Wohnung bis zum Auto zu kommen. Hier am Kap hält langsam der Winter Einzug und somit häufen sich auch die Stürme wie dieser, welcher die nächsten drei Tage Kapstadt in ein Regenmeer verwandeln soll. Mit der Hoffnung auf ein paar Sonnenstrahlen machen wir uns allso auf und tatsächlich öffnet sich die Wolkendecke schon 50 Kilometer ausserhalb von Kapstadt und lässt nur ein paar Wolken übrig, welche uns angenehmen Schatten spenden.

Nach circa zwei Stunden fahrt gelangen wir übe einen kleinen Pass ins Olifants River Valley. Die ersten Siedler, welchen diesen Pass überquert haben, sahen im weiten Tal eine Herde von etwa 300 Elefanten grassen. Leider sind diese seither aus dieser Region “verschwunden“ und alles was von den Dickhäutern geblieben ist, ist der Fluss, welcher nach Ihnen benannt worden ist. Heute dient dieses Tal hauptsächlich der Wein- und Obstproduktion. Edler Weisswein sowie Orangen und Mandarinen werden hier hauptsächlich produziert und in alle Welt exportiert. Wir machen halt an einem der vielen Farmstalls und kaufen uns etwas Proviant für die Weiterreise.

Die grünen Flächen des Tales verlassen wir nach Clanwilliam und alles was folgt ist eine etwas öde und flache Landschaft. Auf halbem Weg nach Springbok holt uns langsam der Hunger ein und wir beschliessen, etwas zu Essen sowie unser Auto zu tanken. Die Ortschaften sind in diesem Teil des Landes etwas spärlich und so halten wir an der nächstgelegenen Tankstelle. Da einige 4x4’s gerade am tanken sind, dauert es etwas bis wir an die Reihe kommen, doch nach einigem vor und zurück sind dann auch wir an der Reihe. Der Tankstellenshop ist sehr spärlich und ausser Chips gibt es leider nichts essbares.

Weiter geht es also mit leerem Magen, aber es ist ja auch nicht mehr so weit bis Springbok. Was wir nicht mit einberechnet haben, ist das unser Auto plötzlich ziemlich komische Geräusche von sich gibt. Naja, das ist bei dieser Karre ja nichts neues, doch als an einem weiten Abhang auf einmal die Bremsen nichts mehr taugen, wird uns doch etwas mulmig und nachdem wir ausgerollt haben, untersuchen wir das Auto, finden aber nichts, was wir so auf die schnelle reparieren könnten. Es bleibt uns also nichts als die letzten gut einhundert Kilometer weiterzufahren. Glücklicherweise ist das komische Geräusch nun weg und die bremsen funktionieren auch wieder und so kommen wir am späten Nachmittag in Springbok an.

Der Ort ist ziemlich klein und wie an einem Feiertag nicht anders zu erwarten ziemlich ausgestorben. Nach einer Pizza beschiessen wir in der Daisy Country Lodge zu übernachten, welche wir auch unseren Gästen immer empfehlen. Die Lodge liegt etwas ausserhalb des Ortes auf einem Farmgelände und bietet sehr schöne Zimmer. Die Managerin kommt zwar etwas schroff entgegen, was wir Ihr nicht allzu sehr verübeln, da dass oft die Art der eingesessenen Afrikaaner zu sein scheint.

TAG 2

Viel zu früh klingelt der Wecker, doch wer bei den Distanzen in Südafrika vorwärts kommen will, muss früh aufstehen. Das Frühstück ist sehr englisch und so gibt es für mich eine Wochenration an Fleisch (Würstchen und Speck) da ich auch so ziemlich den ganzen Teller von Lynn wegputzten darf. Wir lassen uns noch kurz alle Zimmer zeigen und fahren dann wieder in den Ort um weiteren Proviant zu kaufen.

Am ersten Bankomaten welchen wir sehen, stehen etwa fünfzig Leute an. Ein klassisches Bild in Südafrika nach einem Zahltag. Wir haben zum Glück noch Cash dabei und fahren weiter zum Supermarkt. Es ist schwierig einen Parkplatz zu finden, denn alle Leute welche bereits Geld geholt haben, sind nun im Supermarkt. Es scheint als ob sich die Leute Notvorräte einkaufen, doch auch das ist hier normal, da man ja nicht weiss, wie viel Geld am Ende des Monats übrig bleibt und was man hat das hat man. Wir kämpfen uns durch die völlig überfüllten Gänge des Ladens bis wir alles zusammenhaben, zahlen und fahren weiter. Der überfüllte Supermarkt ist schnell vergessen, denn ausserhalb von Springbok erwarten uns endlose unbevölkerte Weiten. Es gibt hier schöne Granitvormationen aus welchen noch heute Kupfer abgebaut wird. Der Kupfer gibt dem Stein auch seine schöne rötliche Färbung. Ausserdem ist dies hier die Heimat der Köcherbäume welche zumindest ein wenig grün in die Landschaft bringen.

Am frühen Nachmittag sind wir auch schon wieder am Ziel des heutigen Tages, dem Augrabies National Park. Da wir so früh angekommen sind laden wir unser Sachen im Bungalow aus dem Auto und machen uns auf eine Pirschfahrt. Wir haben leider kein Glück mit den Tieren und unsere Highlights sind verschiedene Aussichtspunkte, von welchen aus man auf die Schluchten des Orange River bestaunen kann.

Am Abend heizen wir den Grill ein und geniessen den frischen Abend welcher sehr bald aber eisig kalt wird und wir beschliessen ins warme Bungalow zu gehen. Auch hier wird es schnell kalt und wir verkriechen uns in den Wollendecken welche sich in alle Schränken versteck halten.

TAG 3

Wir testen das Frühstück im Restaurant des Restcamps doch es haut uns nicht vom Sockel. Ausser Fruchsalat aus der Dose gibt es nichts vegetarische für Lynn ausser Toast mit Confiture. Einmal mehr wird uns bewusst, dass Südafrika nicht allzu sehr auf Vegetarier eingestellt ist. Wir sind aber auch nicht soweit gefahren um delikat zu Speisen sondern um einige Tiere zu sehen, welche wir noch nicht von unserer Liste streichen konnten und so geht’s ab auf die Pirsch.

Die Gravel Road ist auf den ersten paar Kilometer sehr holprig. Doch glücklicherweise wird sie immer besser je weiter wir in den Park vordringen. Als erstes sehen wir nach 10 Minuten zum ersten Mal Klipspringer. Diese kleine Antilopenart hat etwa 60 cm Schulterhöhe und ist mit seiner gelb-bräunlichen Färbung extrem gut getarnt. Als nächstes sehen wir eine afrikanische Wildkatze. Sehen ist vielleicht etwas übertrieben, da sie in zwei Sprüngen auch schon wieder verschwunden ist. OK, weiter geht’s und der Hunger holt uns auch schon wieder ein. Wir haben auch nicht mehr weit bis zum Rastplatz welcher auf unserer Karte eingezeichnet ist. Tiere sehen wir in diesem hinteren Teil des Parks leider nicht dafür ist die Lanschaft extrem schön. Es ist sehr trocken, doch das intensive Licht verleiht dem trockenen Grund eine unglaublich schöne Färbung. Zudem ist der Boden übersäht mit grossen und kleinen Rosenquarzsteinen. Wir sehen Steine aus welchen man ohne weiteres einen kleinen Tisch fertigen könnte. Es fällt uns schwer keinen der Steine mitzunehmen.

Der Hunger ist immer noch nicht vergangen doch der eingezeichnete Rastplatz will einfach nicht kommen. Anstatt dessen sehen wir ein Gemsbockpaar mit seinem Jungen. Eines der Erwachsenen Tiere ist an einem Bein verletzt, hat aber trotztdem keine Probleme von uns wegzurennen. Wie alle Tiere hier oben sind auch diese Gemsböcke sehr scheu. Auf der Weiterfahrt möchte ich ein Bild von einem ausgetrockneten Flussbett machen. Irgendwie will es einfach nichts mit einem guten Bild werden und wir geben schon wieder Gas. In dem Moment sehen wir aber eine Familie von Mountain Zebras etwas versteckt am Grassen.

Der Rastplatz ist noch immer nicht gekommen, als wir plötzlich wieder auf der selben Strasse ankommen, auf welcher wir bereits den Loop angefangen haben. Zum Glück darf man in Augrabies aus dem Auto aussteigen und wir beschliessen miten in der Wildnis unser Mittagessen einzunehmen. Danach geht es zurück zum Restcamp wo wir bei einem Kartenspiel frische Kräfte für eine kurze Wanderung sammeln.

Als die Sonne um vier etwas von Ihrer Stärke verloren hat, machen wir uns auf den Dassie Trail, eine Wanderroute von 2 bis 3 Stunden. Doch schon der Weg vom Restcamp bis zum Anfang der Route stellt uns vor Schwierigkeiten, da einmal mehr die Beschilderung etwas spärlich ausgefallen ist. Als wir endlich den Weg finden ist auch schon wieder etwas Zeit vergangen. Doch die Suche hat sich gelohnt und wir werden mit einem traumhaften Blick über die Schlucht und einige Wasserfälle belohnt. Von nun an heisst es immer Ausschau nach der Wegbeschilderung zu halten was manchmal gar nicht so einfach ist. Doch es gibt nicht nur Schilder auf dem Dassie Trail sonder auch Wildkatzen und Klipspringer welche wir aus nächster Nähe beobachten können. In dieser Trockenheit hätten wir eigentlich nicht viel Wasser vermutet doch der Weg führt uns immer wieder über Bäche, welche wir von Stein zu Stein springend überwinden müssen. Teilweise gibt es auch kleine Brücken, welche eigentlich einfach hingelegte Leitern sind. Eine ziemlich abenteuerliche Angelegenheit dieser Wanderweg. Langsam geht auch schon die Sonne unter und wir sind noch immer unterwegs. Die untergehende Sonne taucht die Landschaft in ein wundervolles Licht, doch uns wird etwas mulmig, ob wir vor Schliessung der Tore noch aus dem Park rauskommen und so beginnen wir etwas Gas zu geben. Wir kommen noch an einem Felsen vorbei vor welchem sich eine Gruppe von Dassies im Sand wälzen. Ein amüsantes Schauspiel doch wir müssen weiter und erreichen das Gate kurz vor Einbruch der Dunkelheit.

TAG 4

Ein lautes knirschen des Daches lässt uns heute erwachen und wir wissen beide genau was vor sich geht. Die Paviane sind gerade dabei sich im Camp auszutoben. Wir öffnen die Vorhänge und tatsächlich rennen ein paar Prachtsexemplare vor unserem Bungalow hin und her. Es scheint als seien die Paviane hier besonders gross. Wir bleiben vorerst mal im sicheren Bungalow, denn Paviane essen unter anderem auch Klipspringer und wir wollen uns nicht auf einen Kamp am frühen Morgen einlassen.

Die Paviane sind nach dem Morgenessen verschwunden und wir machen es Ihnen gleich und verlassen den Augrabies National Park. Am Gate bittet uns der einte Security-Typ seinen Arbeitskollegen mitzunehmen, da dieser in Keimoos, einer Ortschaft fünfzig Kilometer entfern wohnt. Da wir eh in dieselbe Richtung fahren nehmen wir Lukas, den Nachtwächter gerne mit. Die ganze Fahrt lang löchern wir ihn mit Fragen. Es ist ziemlich spannend zu erfahren wie das Leben der Bevölkerung hier oben so vor sich geht. In Keimoos setzten wir Lukas ab und suchen den Supermarkt, welchen wir einmal mehr nicht finden. So fahren wir also das erste Mal seit Beginn des Trips wieder nach Süden und beschiessen im nächsten Ort welcher sich 150 Kilometer entfernt befindet etwas zu kaufen. Die Strassen hier machen in der Regel keine Kurven sondern ziehen sich wie von Lineal gezogen in den Horizont. Im Kenhardt angekommen verwechseln wir erstmals den normalen Einkaufsladen mit dem Liquor Store. Wir hätten wissen müssen dass die ganzen Hustler eher Alk als Wasser kaufen wollen. Wir schaffen es trotztdem zu unseren Getränken und fahren weiter durch die Einöde. In Brandvlei beschliessen wir etwas zu essen und finden sogar ein Pub in welchem wir was zu essen kriegen. Die Charaktere im Pub sind Buuren wie aus dem Buche und singen lauthals zu den afrikaanischen Schlager mit. Der Burger hier ist nicht mal so übel aber die Pizza von Lynn sieht eher aus wie ein Fondue. Wir ziehen den Stop nicht gross in die Länge und fahren weiter zu unserem geplanten Tagesziel Calvinia, welches wir allerdings schon um 14h00 erreichen. Da wir so früh sind beschiessen wir weiter in Richtung Kapstadt zu fahren. Bald wird uns klar, dass man auf diesen langen geraden Strecken so schnell voran kommt, dass wir es sogar bis nach Kapstadt schaffen werden. Auf einmal steht auf einem Strassenschild das ein Pass vor uns liegt, was wir gar nicht so recht glauben können, denn der grösste Berg, welchen wir in den letzten Tagen gesehen haben war keine 100 Meter hoch. Doch tatsächlich fällt das flache Land auf einmal einige hundert Meter steile Klippen hinunter, wo es sich genau so Flach wie zuvor weiter in die Ferne zieht.

Der letzte Stop vor Kapstadt legen wir wieder im Farmstall ein, welchen wir schon auf der Hinfahrt angesteuert haben. Der Besitzer bietet uns grüne Mandarinen an, welche erstaunlicherweise absolut süss sind. Wir erfahren das eigentlich alle Mandarinen so aussehen, allerdings nicht so exportiert werden können. Deshalb werden die für den Export bestimmten Früchte im Kühlhaus mit einer Flüssigkeit besprüht, welche die Mandarinen und Orangen einfärbt.

Es ist schon am eindunkeln als wir endlich Kapstadt vor uns liegen haben. Nach 900 Kilometern ohne Verkehr ist es etwas hektisch auf den Strassen von Kapstadt und so verpasse ich die Ausfahrt auf die N1 welche uns dirket nach Hause bringen würde. Aber wir können ja auch auf die N2 welche noch vor uns liegt. Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass wir dafür noch durch Langa einem der grösseren Townships fahren müssen. Zu Glück sind wir auf einer grossen Strasse und können ohne Probleme auf die Autobahn gelangen welche uns nach 4 Tagen und 2000 Kilometer Fahrt wieder nach Hause bringt.

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