Sonntag, 10. Dezember 2006

Neues Heim, neues Glück

Die Zeit verfliegt im Nu, schon sind zwei Monate um, seit wir uns das letzte Mal bei Euch gemeldet haben…

Seit gut drei Wochen wohnen wir nun endlich in Kapstadt und geniessen seit dem die wahnsinnige Aussicht über Kapstadt und dem Meer. Wir wohnen in einer 3 Zimmerwohnung in einem Mehrfamilienhaus in Vredehoek. Es hat ziemlich lange gedauert und viel Geld und Nerven gekostet, bis wir endlich einen „anständigen“ Haushalt zusammen hatten. Seit letztem Wochenende sind wir nun endlich im Besitz eines Kühlschrankes. Als wir einzogen, hatten wir ausser einem Bett nichts, eine Woche später haben wir uns einen Herd gekauft, der aber bis heute nicht richtig funktioniert, wir müssen mal einen Elektriker kommen lassen um diesen richtig anzuschliessen.

Unsere Nachbarn sind alle freundlich – zumindest die, die wir schon kennen gelernt haben. Es ist auf jedenfall viel mehr los als in Kapstadt als in Durbanville. Ach ja, und die Wohnung ist gross genug um Gäste zu beherbergen. Zumindest vor 2010!

Unsere neue Adresse ist: 13 Ray Mansions, St James Street, Vredehoek, Cape Town 8001, South Africa. Die Natelnummern bleiben dieselben. Bitte denkt daran, dass wir eine Stunde voraus sind! Wir freuen uns weiterhin auf Telefonanrufe und Nachrichten von Euch.

Matthias hat seinen Job bei Tours Unlimited an den Nagel gehängt und arbeitet seit dem 1. Dezember auch bei Egoli Tours. Was ganz OK ist, wir sehen uns trotz dem kleinen Büro kaum. Geniessen die gemeinsame Mittagspausen und den Arbeitsweg. Es ist sehr praktisch, weil wir nun zur Arbeit laufen können. Es ist nur knapp 20 Minuten zu Fuss den Berg hinunter und am Abend wieder hoch.

Matt war Ende Oktober als Tourguide auf der Gardenroute unterwegs. Er hatte eine kleine Gruppe von Schweizern begleitet und alles auf französisch übersetzt. So war er leider an seinem Geburtstag nicht da. Wir haben diesen jedoch einen Tag verspätet mit meinen Eltern nachgefeiert. Inzwischen sind meine Eltern abgereist. Es hat ihnen sehr gut gefallen und sie sind bereits in der Planung ihrer nächsten Afrika Reise. Falls auch ihr uns besuchen kommen wollt oder einfach nach Afrika reist, helfen wir euch gerne bei der Planung!

Bei mir war diesen Monat nicht viel los. Ich war stehts mit Wohnungsbesichtigungen, Hotel Site Inspections und Suppliers beschäftigt. Mein Glück hat mich in SA nicht im Stich gelassen; an einer Hotelbesichtigung habe ich zwei Übernachtungen mit Frühstück in Knysna gewonnen! Es war so frustrierend, weil ich bei 99% der Gewinnspiele nicht mitmachen durfte (SA Residents only). Ich war sehr froh, als ich gesehen habe, dass es bei Tourismus „get togethers“ des Öfteren ein Gewinnspiel gibt, so kann ich dort meine „Sucht“ stillen.

Das einzige touristische was ich unternommen habe, war eine Townshiptour. Das war ziemlich interessant und sehr eindrücklich. Ich war sehr skeptisch eine solche Tour zu unternehmen, weil ich den Gedanken die Armen wie im Zoo zu begaffen nicht richtig fand. Matt hat mich aber überredet und so bin ich mit einer Arbeitskollegin zusammen ein Township besuchen gegangen.

Die Townshiptour begann im District Six Museum wo unser schwarzafrikanischer Guide von der heutigen und vergangenen Situation der Apartheid, Politik und des District Six (ein Quartier in Kapstadt) gesprochen hat. Es war sehr erschreckend die Bilder und Geschichten aus der damaligen Zeit zu hören und zu sehen. Das District Six Museum zeigt auf wie die Townships entstanden sind.

Nach dem Museum fuhren wir weiter nach Langa, dem ältesten und grössten Township in Kapstadt. Langa ist ein sehr beliebtes vorzeige Township, da hier in den letzten Jahren und Monaten sehr viel gemacht wurde. So wurde vor einigen Jahren das GUGA S’THEBE Arts and Cultural Center eröffnet. Es soll denn Bewohnern dazu dienen Geschichten und Fähigkeiten an andere weiterzugeben.

So wurde eine Töpferei errichtet, in der meist Junge, (die auf die falsche Bahn geraten sind), die Möglichkeit bekommen die Kunst des Töpferns zu erlernen (und so wieder auf den Richtigen Weg zu gelangen). Das Center beinhaltet weitere Kunst- und Tanzräume, eine kleine Bühne für Auftritte sowie eine Küche in der regelmässig Mahlzeiten für die Bevölkerung gekocht werden. Als wir da waren, war gerade ein Treffen für die 60+ veranstaltet worden. Es wurde gemeinsam Gegessen und Gesungen. Auch in diesem Center befindet sich das Children for Tomorrow Projekt, welches kostenlose psychologische Unterstützung an Kindern und Jungendliche anbietet. (http://www.children-for-tomorrow.de).

Das Center wird regelmässig von Touristen besucht, welche die Möglichkeit haben im kleinen Shop die Gegenstände (Geschirr, Schmuck, Kunst aus Abfall) welche im Center gemacht werden zu kaufen und somit das Township zu unterstützen.

Wir setzten unsere Tour fort und fuhren durch die Strassen des Townships. Es war erstaunlich zu sehen, dass es selbst in einem Township sehr reiche Leute, welche in Bachsteinhäusern, die Mittelschicht welche in Holzhäusern und die Armen, die in den Blechhütten wohnten, gibt. Wir hielten bei den Blechhütten an und unser Guide forderte uns auf die Strasse zu Fuss entlang zu laufen um so einige Impressionen zu sammeln. Schon als der Bus hielt kamen von allen Seiten die Kinder gerannt und wollten mit uns zusammen die Strasse entlang laufen. So lief ich mit fünf Kindern an jeder Hand und noch ein paar weitere an jedem Bein hängend die Strasse hoch. Es war sehr schön zu sehen, dass die Kinder nur schon sehr Freude hatten, dass sie uns Anfassen durften. Ich habe dann angefangen mit den Kindern zu spielen und jedes einmal in die Luft hoch gehoben. Innert Sekunden bildeten die Kinder eine Schlange die so lang war, dass ich noch in zwei Stunden da gestanden wäre. Unsere Tour ging jedoch weiter. Wir fuhren durch die Mittelschicht, hier rannten die Kinder dem Bus nach und bettelten. Das fand ich sehr speziell, da keines der Kinder aus dem ärmeren Viertel bettelte.

Den letzten Stopp machten wir bei einem Heiler. Er praktizierte in einem dunklen Raum ohne Elektrizität. An einer Wäscheleine, die durch den ganzen Raum gespannt war, hingen tote Tiere, Häute und Felle. Es roch auch dementsprechend. Der Heiler posierte stolz in seinem traditionellen Gewand für unsere Fotos. Unsere kleine Gruppe war sehr froh, als wir den Raum wieder verlassen konnten.

Das Township Langa wird in den nächsten Jahren vom Worldcup 2010 profitieren, da es auf dem Weg vom Flughafen nach Kapstadt liegt und unweit davon ein Stadium gebaut werden soll. Langa soll das Vorzeige Township werden, und deshalb wird hier viel für die Verbesserung des Lebensqualität der Bewohner gemacht. Fact ist jedoch, dass Langa bereits eines der Wohlhabenden Townships ist, alle Bewohner haben Kleider, auch wenn kaputte. Es gibt noch sehr viele ärmere Townships, wo die Kinder nackt umher rennen, und fast kein Geld und Ressourcen für Essen vorhanden sind. Diese Townships werden seltener von Touristen besucht, da sich diese ausserhalb von Kapstadt befinden, und die Reisebüros lieber eine Townshiptour anbieten in dem viel gemacht wurde.

Momentan geniessen wir die warmen Temperaturen und können es uns noch gar nicht vorstellen in gut zwei Wochen Weihnachten zu feiern. Wir freuen uns jedoch auf die Freitage. Geplant haben wir noch nichts Konkretes. Ich denke wir werden Weihnachten am Strand unter der Palme verbringen. Eine kleine Reise können wir wahrscheinlich, da alle Hotels seit Monaten ausgebucht sind wohl kaum unternehmen. Wir werden sehen und es Euch irgendwann berichten.

Wir wünschen Euch eine schöne Adventszeit, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.